Eigentlich wollte ich an dieser Stelle meine ersten Eindrücke zum Surface Book von Microsoft (an dem ich übrigens auch gerade diesen Beitrag schreibe) schildern, allerdings beschäftigt mich schon seit einiger Zeit ein anderes Thema, über das ich heute gerne schreiben möchte: Kritik bzw. die deutsche Feedbackkultur.
In meinem Fall jetzt mal speziell im Bereich Fotografie, aber ich denke, dass man dies auch gut auf andere Lebenssituationen übertragen kann.
Heutiger Anlass für das Thema ist ein Foto, das ich vor einiger Zeit bei einem Workshop von Martin Krolop in Köln geschossen habe und gestern im DSLR-Forum (http://www.dslr-forum.de/showthread.php?t=1670712) veröffentlicht habe, um einfach ein Gefühl dafür zu bekommen, was andere Fotografen über mein Werk denken.
Der Workshop hatte den Titel „Studio mal anders“ – Martin hat ein paar Anstöße zum Umdenken gegeben, um das Studio mal nicht als Raum mit weißem oder grauen Hintergrund, sondern vielmehr als Location mit vielen Möglichkeiten zu sehen. Kim hat für uns gemodelt und dabei rausgekommen sind zwei coole Bilder, die leicht „trashig“ angehaucht sind. Der Workshop soll allerdings heute nicht im Fokus stehen, sondern der Post im DSLR-Forum.
Als ich das Foto gegen 00:30 Uhr in der Nacht geposted habe, hatte ich gedacht, dass es wahrscheinlich so sein wird wie immer: kein einziger Kommentar am nächsten Tag. Vielleicht mal wieder ein „der Titel passt nicht zum Bild“, mehr aber nicht.
Als ich am morgen dann ins Forum geschaut habe, war ich ganz überrascht, dass ich schon 8 Kommentare zu meinem Foto habe. Im ersten Moment positiv, aber es sollte anders kommen, als ich dachte. Dort las ich dann Kommentare wie:
„Ich kann dem nichts abgewinnen…“, „fürchterlich!“, „wirkt unausgeglichen […] passt inhaltlich alles nicht zusammen“…
Natürlich sind auch positive Kommentare dabei, aber im ersten Moment war ich doch erstaunt und etwas enttäuscht. Es geht hier nicht darum, dass ich keine Kritik ab könnte, aber der Ton macht ja bekanntlich die Musik.
Das Bild (oder die Bilder…) wurden erstmal zerredet. Verglichen mit dem, was man sonst in diesem Forum sieht, sind sie jetzt nicht so schlecht, behaupte ich mal, aber ich habe das Gefühl, dass es im Zeitalter des Internets und der sozialen Medien, nur noch schlechte oder negative Kommentare/ Kritik gibt. Kurze positive Statements liest man selten, wenn überhaupt.
Ich habe schon öfters gesehen, dass das Thema auch immer wieder von englischsprachigen Seiten aufgegriffen wird. Hier wird allerdings konsequent empfohlen, dass man nichts sagt, wenn es nichts Positives ist. Ich weiß nicht, ob das der richtige Weg ist, weil ich schon eine ehrliche Meinung zu meinen Bildern haben möchte…
In den letzten Jahren habe ich mich selbst öfter dabei erwischt, wie ich angefangen habe, die Anonymität des Internets zu nutzen, um Bilder oder Beiträge anderer zu zerreden, allerdings behaupte ich mal, dass ich das Problem erkannt habe. Einsicht als erster Weg zur Besserung 😉 Ich kommentiere mittlerweile auf jeden Fall öfter (wertschätzend!) und auch öfter positiv.
Andererseits gebe ich aber auch nicht mehr viel auf den Mist, den manch einer im Internet von sich lässt. Ich bin ganz froh, dass ich aus meinem privaten Umfeld sehr viel positive Kritik erfahre und meine Freundin ist ohnehin die härteste Kritikerin meiner Bilder. Hier kann ich mir auch ganz sicher sein, dass es ehrlich ist und dass sie es mir ungeschönt ins Gesicht sagt 😉
Also was möchte ich Euch damit sagen? Gebt nicht allzu viel auf Kritik aus dem Internet. Irgendwo habe ich mal folgendes Zitat aufgeschnappt, wo ich absolut der Meinung bin, dass es uneingeschränkt stimmt:
„Let’s face it: photographers have been known to be a bit snippy and unforgiving on occasion. Combine this with the relative anonymity and ability to disguise one’s qualifications that the Internet affords and you have a recipe for disaster.“
Geht eher davon aus, dass Eure Bilder gut sind, wenn wenige oder keine Kommentare kommen. Immer daran denken: Neid ist des Deutschen größte Anerkennung 😉
P.S.: Eigentlich schade, war aber wohl mein letzter Post im DSLR-Forum… – don’t feed the trolls!
1. Das DSLR-Forum ist dafür die falsche Plattform. Das ist ein Technik-Forum, da wird wenn überhaupt, dann nur sehr oberflächlich über den Inhalt der Bilder diskutiert. Inhalt lässt sich nun mal nicht so einfach quantifizieren, wie Megapixel oder die Geschwindigkeit des AF.
2. Ich habe den Thread nicht gelesen, aber grundsätzlich bin ich der Meinung, dass die „Kritiken“ im Netz meistens wertlos sind. In der Regel gibt es fast nur positives Feedback nach dem Motto „Toll gesehen“ oder „Schönes Bild“. Negatives wird meistens nicht geschrieben, weil man befürchtet, dass die eigenen Bilder dann auch verrissen werden. Und diese „Tolles Bild“-Kommentare sagen überhaupt nichts aus und man kann daraus auch nichts lernen.
3. Du wirst es immer wieder erleben, dass deine Arbeit irgendwem nicht gefällt. So what? Musst Du von den Bildern leben, dann ist der Maßstab der Kunde. Ist es ein Hobby, bist Du dein eigener Maßstab. Kritik kann sehr hilfreich sein, aber von den „richtigen“ Leuten und in einer sinnvollen Form.
Ich muss da Gambajo leider zustimmen. Ich bin zwar selber noch aktiv in diesem Forum, aber die ganze Kraft, die man da rein steckt, gerade um mal ordentliche Sammelthreads zu erstellen, wird von einigen Trollen wieder kaputt gemacht. Wozu also noch die Mühe machen und dort schreiben? Vielleicht sollte ich lieber alle meine Gedanken auf meinem Blog niederschreiben und gut ist. 😉
Zu den Bildern: Ich hab diese ja zuerst im Forum gesehen und muss sagen, dass mir der Farblook sowie die „platte“ Lichtsetzung hier richtig gut gefällt. Als Strobist bin ich natürlich sehr daran interessiert, wie genau du es ausgeleuchtet hast und mit was (Lichtformer?). Sieht jedenfalls nach BD oder sehr kleiner Sobo aus und ziemlich nah an der optischen Achse. Der Farblook ist gerade angesagt, nehme ich an. Jedenfalls mir sagt dieser sehr zu, vielleicht kannst du noch etwas darüber verraten, wie du diesen erzeugt hast? Die Fotos jedenfalls erinnern mich wirklich an einige Bilder von den Krolops bzw. Martin Strauß. Und das obwohl ich bis jetzt noch nicht den obigen Beitrag gelesen habe. Also einfach drüber stehen. 😉
Hey!
Vielen Dank für Deinen Kommentar! 🙂
Klar stehe ich darüber, aber es nervt mich einfach… dem musste ich jetzt einfach mal Luft machen.
Lichtsetup war in der Tat ein Aufsteckblitz mit einer kleinen Beauty Dish. Ich bin eigentlich auch kein großer Fan von Aufsteckblitzen auf dem Hot Shoe, aber hier passt es total gut zum Look.
Terry Richardson macht es ja mit seinen Bildern immer wieder vor 😉
Den Look bekommst Du im großen und ganzen hin, indem Du die Tiefen leicht blau/violett einfärbst und die Gradationskurve am unteren Ende anhebst. Das macht das Bild etwas verwaschen… man sollte es hier auch nicht übertreiben 😉
Ansonsten habe ich Haut und Body (das Kleidungsstück) noch etwas über die selektive Farbkorrektur in Photoshop angepasst. Wäre ich hier nur mit blau/violett drüber gegangen, wäre mir die Haut zu blass geworden, so dass ic hier noch etwas die Rot- und Gelbtöne angepasst habe.
Das gute DSLR-Forum … und ja, ich hab‘ dort auch einen Kommentar hinterlassen. (Warum gibt es hier keinen Smiley mit rausgestreckter Zunge?)
Wie kannst Du dort nur nach sachlicher Bildkritik suchen? Bilder, die Du nicht tausendfach in allen möglichen Illustrierten findest werden dort zerrupft ohne Ende. Meiner Meinung nach gibt es dort nur wenige Wege, Erfolg aus den eigenen Bildern zu ziehen. Entweder Du schließt Dich dem Stil der „Illustrierten-Fotografen“ an und wirst dem ewig hinterherlaufen und eine Nummer unter vielen sein oder Du findest Deinen eigenen Weg und Stil. Wenn Du einen eigenen Stil/Geschmack entwickelst/findest, wirst Du aber immer Kommentare erhalten die von einem Extrem ins andere gehen. Zieh Dir die Kommentare heraus, die DIR weiterhelfen und lerne daraus DEINEN Stil weiterzuentwickeln. Meine Erfahrung bei Bildern die polarisieren: Man ist auf dem richtigen Weg diesen eigenen Stil zu entwickeln. Also dranbleiben. … auch im Forum; nutze die Kommentare, die Dir nicht passten einfach als Wegweiser und Gradmesser deines eigenen Stils.
Hallo Peter,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich hatte eigentlich gehofft, dass es in so einer großen Community, wie dem DSLR-Forum, auch ein paar vernünftige Fotografen gibt, die auch ordentliches Feedback abgeben. Allerdings musste ich mich da wohl eines Besseren belehren lassen 😉
Ich werde mich in Zukunft einfach dort raus halten und lediglich den Marktplatz nutzen, wo ich in der Vergangenheit tatsächlich ausschließlich positive Erfahrungen gemacht habe. Nun halte ich es so wie bisher – ich mache das, was mir Spaß macht und höre halt auf Stimmen aus meinem direkten Umfeld. Die sagen meistens die Wahrheit und geben mir konstruktiveres Feedback, auch ohne fotografischen Background, als die Trolle im DSLR-Forum 😉